Profis unter sich

Wonderland by NightGesprächspartner der Kaempferts in New York war Milt(on) Gabler, A&R Director der DECCA und bestens vertraut mit der Materie. Der Unterhaltungsprofi erkannte sofort das außergewöhnliche Talent des Deutschen. Gabler ließ Wunderland bei Nacht als Wonderland By Night veröffentlichen und machte aus Berthold Kämpfert „Bert Kaempfert and his Orchestra”. Und sah sich bestätigt: Der Titel erschütterte zunächst den US-Markt in seinen Grundfesten und setzte sich schnell an der Spitze aller relevanten internationalen Charts fest. Bert Kaempfert war am Ziel: Sein Name hatte Weltgeltung.

McCartney & Co.

Zurück in Hamburg, kam es für Bert Kaempfert zur nächsten folgenschweren Begegnung. Im Top Ten Club auf der Reeperbahn wurde er auf Paul McCartney, John Lennon, George Harrison und Pete Best aufmerksam gemacht – vier junge Musiker aus Liverpool. Sie fungierten (noch unter dem Namen „Beat Brothers”) als Begleitband für einen Landsmann, den Sänger und Gitarristen Tony Sheridan. Einmal mehr trog Kaempfert sein Gefühl nicht – er hörte und erkannte einen neuen Sound und produzierte mehrere Titel mit den britischen Youngstern. Die Single My Bonnie wurde, damals nicht absehbar, zu einem Stück Musikgeschichte – sie geriet zur ersten offiziellen Musikaufnahme der schon bald legendären Fab Four vom Mersey River.

Für andere Künstler wäre diese Kooperation bereits der ultimative Höhepunkt ihrer gesamten Karriere gewesen – für Bert Kaempfert war es kaum mehr als ein Intermezzo als Talentsucher. Seine „eigene” Musik blieb natürlich für ihn bestimmend. Er schuf Kompositionen wie am Fließband, Song für Song fernab des Verdachts von Dutzendware – im Gegenteil.

Zwei große „Italiener”

Universal PicturesSelbstkreiertes und bearbeitete Fremdkompositionen festigten in den frühen 60er Jahren Kaempferts schon jetzt unantastbar guten Ruf. Sein unvergleichlicher Sound – dominante (Knack-)Bassfiguren, ein swingender Rhythmus, Bläser und eine akribisch unterlegte, schwebende Mixtur aus Chor und Streichern – sorgte weiter für internationale Erfolge. Seine Arrangements von Bye Bye Blues, Red Roses For A Blue Lady und Three O’Clock In The Morning setzten neue Standards; Titel, an denen er – in welcher Form und Funktion auch immer – mitgewirkt hatte, erwiesen sich nahezu als Selbstgänger mit einem Abonnement auf Spitzenplätze in den Hitlisten.

1965. Die amerikanische Produktionsgesellschaft Universal engagierte Kaempfert für den Soundtrack zum Hollywood-Film „A Man Could Get Killed” („Willkommen Mr. B…”). Aus dieser Musik stammt ein Song, der zu einem der berühmtesten Titel überhaupt werden sollte, Strangers In The Night. Sänger Frank Sinatra bescherte dieser Song 1966 ein furioses Comeback an die Spitze der Charts – war der Nachfahre italienischer Einwanderer doch über mehrere Jahre nur in tieferen Regionen der Hitlisten herumgedümpelt.us top stars Bereits einige Monate zuvor hatte Bert Kaempfert einem anderen Italo-Amerikaner zu einem Welt-Hit verholfen: Spanish Eyes (ursprünglich komponiert als Moon Over Naples) katapultierte den Namen Al Martino zurück ins Rampenlicht. Und: Nur wenige Songs wurden bis heute öfter gecovert – es existieren geschätzte 500 verschiedene Versionen…

Sinatra und Martino waren keine Ausnahmen. Vor allem amerikanische Top Stars rissen sich um Kaempfert-Kreationen: Wayne Newton schmückte sich mit Danke Schoen, noch in der Gegenwart ein willkommener Titel für Show-Finals aller Couleur; der große Nat “King” Cole feierte mit L.O.V.E. Triumphe, Jack Jones (Lady), Dean Martin (I Can’t Help Remembering You), Sammy Davis jr. (Lonely Is The Name) – sie alle konnten sich auf Wertarbeit aus dem Hause Kaempfert verlassen. Nicht minder erfolgsgewohnte Kolleg(inn)en wie Johnny Mathis, Anita Kerr, Pete Fountain und Bobby Hackett füllten gleich komplette Langspielplatten ausschließlich mit Kaempfert-Werken. . . Songs wie Afrikaan Beat, A Swingin‘ Safari, That Happy Feeling und viele andere sind seit den Mittsechzigern aus den Repertoires renommierter Solisten, Bands und Orchester nicht mehr wegzudenken.