Yesterday And Today

Sechs nostalgische Hits aus den fünfziger Jahren und sechs neue Kompositionen in seinem unnachahmlichen Sound – das hat Bert Kaempfert auf seinem im November 1972 entstandenen und 1973 veröffentlichten Album YESTERDAY AND TODAY zu bieten. Das ist wohl auch der Grund, weshalb diese Produktion seinerzeit in den USA bei MCA unter dem Titel FABULOUS FIFTIES… AND NEW DELIGHTS erschien.

Erinnern Sie sich noch an Blueberry Hill? Damit hatten schon Glenn Miller und sein Sänger Ray Eberle in den vierziger Jahren einen Top-Ten-Hit; für Fats Domino und sein Honky-Tonk-Klavier wurde die Nummer 1956 ein Millionenerfolg, von dem auch Louis Armstrong profitierte, der das Stück bereits 1949 aufgenommen hatte. Hier erklingt es erneut – von Bert Kaempfert entschieden modernisiert.

Ebenfalls 1956 landete Elvis Presley einen Millionenhit mit Love Me Tender, das er in „Pulverdampf und heiße Lieder” (seinem ersten Spielfilm) sang und dessen Melodie zurückgeht auf den alten amerikanischen Bürgerkriegssong „Aura Lee” von George R. Poulton. Bert Kaempfert verbeugt sich mit einer ganz persönlichen Interpretation dieser frühen Rockballade vor dem „König des Rock’n’Roll”.

Der Gitarrist Duane Eddy hatte in den fünfziger Jahren ein Markenzeichen: Einen metallisch-harten Gitarrensound, mit dem er seine rockigen Nummern einleitete – so auch seinen Bestseller Rebel Rouser, der hier ganz à la Kaempfert vorgetragen wird und eine glückliche Verbindung von 1958 und 1972 darstellt. Bert Kaempfert hat natürlich sein eigenes Markenzeichen – eine bemerkenswerte Vielseitigkeit, die es ihm ermöglicht, eine Rhythm-&-Blues-Nummer wie Night Train – 1962 ein Hit für James Brown – zu nehmen und ihr einen stark zeitgenössischen Touch zu verleihen, ohne den mitreißenden Beat der Vorlage aufzugeben.

Wenn Ihre Erinnerungen mehr in Richtung Pop als Rock gehen, werden Ihnen zwei zeitlose Melodien im Gewand des Bert-Kaempfert-Sounds besonderes Vergnügen bereiten: Who’s Sorry Now, ein in den Vaudeville-Theatern der Zwanziger populär gewordener Song, der 1958 in modernisierter Fassung einer der ganz großen Erfolge von Connie Francis war, und Everybody Loves Somebody, Ende der vierziger Jahre ein nur mäßiger Erfolg für Frank Sinatra, aber 1964 ein Millionenhit für Dean Martin, der diesen Song zur Erkennungsmelodie seiner Fernsehshows und zu einem Standard machte.

Vielleicht bevorzugen Sie aber auch die Kompositionen des Teams Bert Kaempfert / Herbert Rehbein, z. B. You Turned My World Around, das zum Repertoire von Frank Sinatra gehört, Children Of Peace, dessen lyrische Grundstimmung sich mit dynamisch-kraftvollen Passagen abwechselt, oder I Remember Loving You, das auf dem Cancan aus „Orpheus in der Unterwelt” von Jacques Offenbach basiert.

Wie auch immer, YESTERDAY AND TODAY, eine Kollektion von geradezu klassischen Instrumentals, hat für jeden Geschmack etwas zu bieten.

One Lonely Night

ONE LONELY NIGHT, aufgenommen im Oktober 1968 in Hamburg, ist seinerzeit in Amerika unter dem Titel WARM AND WONDERFUL erschienen. Sorgsam ausgesuchte Melodien, damals sehr häufig von den amerikanischen Sendern eingesetzt, werden hier im eleganten und swingenden „Continental Style” von Bert Kaempfert und seinem Orchester präsentiert. Die Solisten sind Werner Gutterer (Trompete) und Herb Geller (Flöte).

Die sechs Originalkompositionen von Bert Kaempfert und Herbert Rehbein reichen von träumerisch-ruhigen Nummern wie Only In Your Arms und Our Street Of Love über das swingende Petula bis zur flotten, leicht spanisch angehauchten Maltese Melody, die auch Herb Alpert zu einer Aufnahme mit seiner Tijuana Brass inspirierte und ihm damit große Erfolge brachte.

Die übrigen Titel setzen sich aus älteren Standards und seinerzeit aktuellen Hits zusammen:
Das in vielen Filmen eingesetzte I May Be Wrong entstand ursprünglich für die Revue „John Murray Anderson’s Almanac” von 1929 und war der einzig wirklich große Erfolg für seine Schöpfer Henry Sullivan und Harry Ruskin.

Mit dem bereits 1910 komponierten Some Of These Days von Shelton Brooks konnte die amerikanische Sängerin und Schauspielerin Sophie Tucker ihrer Karriere einen tüchtigen Schub geben; der Song wurde ihre ganz persönliche Erkennungsmelodie und lieferte auch den Titel für ihre Autobiographie.

One Morning In May (1934) stammt aus der Feder des großen amerikanischen Songwriters Hoagy Carmichael und war eine seiner Lieblingskompositionen, die u. a. durch Aufnahmen mit Tommy Dorsey und Sarah Vaughan bekannt wurde.

Can’t Take My Eyes Off You aus dem Jahr 1967 brachte seinem Interpreten Frankie Valli eine goldene Schallplatte ein und war auch für The Lettermen und Nancy Wilson eine Erfolgsnummer. Ebenfalls mit Gold ausgezeichnet wurden Herb Alpert And His Tijuana Brass für das ein Jahr später entstandene This Guy’s In Love With You, einer der ganz großen Hits des in den sechziger Jahren wohl erfolgreichsten amerikanischen Songwriter-Teams Burt Bacharach und Hal David und auch eine Top-Ten-Nummer für Bacharachs Lieblingsinterpretin Dionne Warwick.

Love That Bert Kaempfert

Das vorliegende Album LOVE THAT BERT KAEMPFERT aus dem Jahr 1968 war damals die Nummer 1 der Decca- „Top Selling Album List”.

Bert Kaempfert suchte sich für seine Produktionen bekannte Songs aus und machte sie sozusagen zu seinen eigenen. Selbst Komponist vieler Hits, respektierte er aber immer die Originale seiner Komponistenkollegen: Ein Kaempfert-Arrangement lässt die zugrundeliegende Melodie stets unangetastet, verleiht ihr aber durch seinen speziellen Sound einen neuen Glanz.

Da ist zum Beispiel Duke Ellingtons Jazzklassiker Caravan aus dem Jahr 1937 mit seiner unvergeßlichen Melodie. Die exotischen Klangfarben, wie die über Verzerrer gespielte Baßgitarre und die Growl-Effekte der Trompete, die sich direkt aus Ellingtons „Jungle Style” herleiten, haben dazu beigetragen, das diese Kaempfert-Aufnahme als Single (Decca DL 32241) im Frühjahr 1968 hoch in die US-Hitparaden kam.

The Sheik Of Araby ist ein weiterer Klassiker, der durch den Stummfilm „The Sheik” (1921) mit Rudolph Valentino, dem romantischen Idol der zwanziger Jahre, inspiriert wurde. In seiner Aufnahme gibt Bert Kaempfert diesem Oldie ein modernes Klangbild. Für das Filmmusical „Thrill Of Romance” (1945) vereinten Axel Stordahl, Paul Weston und Sammy Cahn ihre Talente und steuerten den Song I Should Care bei, der später auch ein Bestseller für Frank Sinatra wurde.

Bert Kaempfert haucht diesem Standard neues Leben ein – wie auch dem getragenen Again aus dem Film „Roadhouse” (1948), das zum Repertoire von Stars wie Vic Damone, Doris Day, Mel Tormé oder Tommy Dorsey gehörte, und Billy Hills The Glory Of Love von 1936, das 1967 durch den Film „Guess Who’s Coming To Dinner” („Rat mal, wer zum Essen kommt”) mit Spencer Tracy, Katharine Hepburn und Sidney Poitier neue Popularität erlangte.

Sogar die Country-Musik ist mit einem Song vertreten, der den Sprung in den Popbereich geschafft hat: mit Just As Much As Ever, einem Top-Forty-Hit für Bob Beckham.

Bert Kaempfert krönt diese Zusammenstellung mit einigen Originalkompositionen: The First Waltz ist ein flotter Walzer, bei dem die Blechbläser im Vordergrund stehen; Manfred Mochs Trompete kommt in dem eingängigen My Love For You und dem zum Mitswingen anregenden Steppin’ Pretty zur Geltung. Lonely Is The Name wurde zu einem der großen Erfolgstitel von Sammy Davis Jr.