News

Termine, Aktuelles, Neuerscheinungen

Artikelnavigation

Ein unprätentiöser Weltbürger – In memoriam Bert Kaempfert

4_8_1-90_birthdayBert Kaempferts 90. Geburtstag wurde mit Erinnerungen und viel Musik gefeiert.

Die Spielbank am Hamburger Stephansplatz war nicht nur ein würdiger Ort für die Geburtstagsfeier des am 21. Juni 1980 verstorbenen Bandleaders, Arrangeurs und Komponisten, sie war auch ein wichtiger Ort im Leben Bert Kaempferts. Denn in der Tarantella Bar, die bis heute in der Spielbank ansässig ist, begann nach dem Zweiten Weltkrieg die atemberaubende Karriere Kaempferts, der hier seine ersten Hamburger Auftritte hatte. Zum 90. Geburtstag am 16. Oktober hatten sich Weggefährten, Freunde und Verwandte versammelt, um gemeinsam an den Weltstar zu erinnern.

Einige seiner berühmtesten Kompositionen wurden im Trio von Pianist Wolfgang Köhler, Bassist Marc Muellbauer und Schlagzeuger Kai Schönburg, die straff swingend agierten, dargeboten. Hinzu kamen der exzellente Jazzsänger Marc Secara, der sich mit Pe Werner am Mikrofon abwechselte, sowie zwei Musiker, die noch mit Kaempfert gearbeitet haben. Trompeter und Flügelhornist Ack van Rooyen und Posaunist Jiggs Whigham machten die Feierstunde zu einem musikalischen Highlight der Extraklasse.


Unter den Gästen befanden sich mit dem Saxofonisten Herb Geller und dem Bassisten Lucas Lindholm zwei weitere ehemalige Orchestermitglieder Kaempferts. Außerdem hatten Bill Ramsey, der Chefdirigent der NDR Big Band Jörg Achim Keller, Moritz Trapp/Universal Music, Dirk Mahlstedt/Edel Kultur sowie vom Deutschen Musikrat Dominik Seidler/Projektleiter des BuJazzO, Kristine Kresge/Leiterin des Hamburger Polizeiorchesters, Vertreter der Schacht-Musikverlage, Marc Boettcher/Buchautor und Dokumentarfilmer, die Witwen von Ladi Geisler (Kaempferts „Knackbass“) und Rolf Ahrens (Kaempferts Schlagzeuger) u.v.m. den Weg in die Spielbank gefunden.


Die Festredner teilten viele persönliche Erinnerungen mit dem Publikum. Musikverlegerin Dagmar Sikorski erzählte, wie sie als junges Mädchen auf Mallorca von Bert Kaempfert und Freddy Quinn in die Kunst des Skatspiels – „wir spielten hart, also um Bares“ – eingeführt wurde. Für sie verkörperte Bert Kaempfert „einen neuartigen, überraschend lässigen Deutschen“. Damit verdeutlichte Sikorski, dass Bert Kaempfert nicht nur als überragender Musiker, sondern eben auch als unprätentiöser Weltbürger immer eine gute Figur machte. Jiggs Whigham – er ist mit einer Amerikanerin verheiratet – erinnerte mit einer amüsanten Anekdote daran, welch guten Namen Bert Kaempfert in den USA genießt: So wurde Whigham erst dann vollständig von seiner Schwiegermutter akzeptiert, als sie erfuhr, dass er Mitglied des Orchesters von Bert Kaempfert ist.


Aber nicht nur Erinnerungen wurden ausgetauscht, die Geburtstagsfeier war gleichzeitig eine Taufe: Mit der Bert-Kaempfert-Stiftung hat dessen Tochter Doris eine Institution gegründet, die landesweit junge talentierte Berufsmusiker auf ihrem Weg unterstützen will. So wurde der erste Förderpreis der Bert-Kaempfert-Stiftung in diesem Jahr für den Komponistenwettbewerb des Bundesjugendjazzorchesters, kurz BuJazzO, vergeben.

Die Hamburger Kultursenatorin Professor Barbara Kisseler übergab eine Patenschaftsurkunde und fand passende Worte: „Bert Kaempfert gebührt ganz ohne Zweifel ein eigenes Kapitel in der Musikgeschichte Hamburgs.“ Kisseler erinnerte daran, dass „Wonderland By Night“ der erste Titel eines Deutschen war, der ein Nummer-Eins-Hit in Amerika wurde und Bert Kaempfert in minutiöser Detailarbeit einen sofort wiedererkennbaren Sound entwickelt hat. Mit der Stiftung werde das musikalische Erbe Bert Kaempferts in die Zukunft getragen.

Foto Copyright G2 Baraniak/Bert Kaempfert Music