Taxi & Tasten – Musik statt Meer

hamburger StadtpfeifeBert Kaempfert wurde am 16. Oktober 1923 in Hamburg-Barmbek als Sohn eines Malergesellen geboren. Die Weichen für die Weltkarriere stellte sechs Jahre später… ein Taxi. Es fuhr den kleinen „Fips” schuldhaft an, die Versicherung des Droschkenkutschers zahlte 500 Mark Schmerzensgeld – eine mächtige Summe in Zeiten wirtschaftlicher Nöte. Was auch immer Mutter Kaempfert dazu bewogen haben mag – ihre Entscheidung über die Verwendung des Geldes war die zweite Voraussetzung für alles, was da kommen würde: „Fips bekommt ein Klavier.”

Und um das Instrument auch angemessen nutzen zu können, besuchte der Knirps die private Musikschule von Wilhelm Witt in Wilhelmsburg. In der lokalen Talent- und Förderschmiede, im Volksmund „Stadtpfeife” genannt, lernte er außerdem Klarinette und Akkordeon. Und dies mit Erfolg: Bert Kaempfert erwies sich als großes Talent. Gerade mal 16 Jahre jung, erhielt er ein Engagement beim auch überregional sehr angesehenen Hans-Busch-Orchester. Der Knaben-Traum von einem Leben als Seemann kam damit final zu den Akten: Musik statt Meer…

Hans Busch OrchesterDann wurde es dunkel auf dem Erdball. Doch selbst der Zweite Weltkrieg und die Folgen konnten Bert Kaempfert und seine künstlerische Berufung nicht auseinander dividieren. Zunächst spielte er im Marine-Musikkorps auf Sylt, während der Gefangenschaft in Dänemark gründete er dann seine erste Bigband, die in das Varieté „PIK ASS” integriert war. Wieder in Freiheit, tingelte der Star in spe mit dieser Formation unter abenteuerlichen Bedingungen durch die amerikanischen Offiziersclubs in ganz Norddeutschland.

1945 lernte Bert Kaempfert seine spätere Frau Hanne kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick, am 14. August 1946 wurde geheiratet. Nach der Geburt von Tochter Marion zog es die junge Familie zurück nach Hamburg. Bald darauf war es soweit: „PIK ASS – das führende Gastspiel-Varieté mit B. Kämpfert, dem Meister auf dem Akkordeon” – geschafft! Er stand in der Zeitung, wenn auch „nur” in einer Anzeige.

Hanne & BertDoch in den Nachkriegsjahren und -wirren waren das einzig Beständige die Veränderungen: Mit sechs weiteren Musikern verließ Kaempfert das Tournee-Unternehmen PIK ASS. Während der nächsten Monate erhielt der Bandleader auch Jobangebote als Solist – u. a. in der noblen „Esplanade” -, die er – jede Mark war schließlich wichtig – natürlich gern annahm.

Arbeit war Mangelware, doch Kaempferts Klasse half. Der alliierte Soldatensender BFN (British Forces Network) verschaffte ihm Aufträge.

Wegen der Doppelbelastung löste er seine Combo bald auf, Kaempfert machte allein weiter. Hier eine neue Komposition, ein paar Auftrags-Arrangements, dort ein Produktions-Job – ein vielbeschäftigter Künstler auf dem Weg nach oben.

Er wusste um sein enormes künstlerisches Potential und arbeitete fortan auf eigene Rechnung und Verantwortung – unter dem Namen „Berthold-Kämpfert-Orchester”. Erste Eigenkompositionen entstanden – unter dem Pseudonym Marc Bones.